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Robbentourismus in Vorpommern - Greifswalder Bodden beliebt bei Anglern und Robben

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Wegen der idealen Wetterbedingungen haben Wissenschaftler in der vergangenen Woche im Greifswalder Bodden ein hierzulande seltenes Naturspektakel beobachtet. Bei einer Ausfahrt des Deutschen Meeresmuseums mit dem Biosphärenreservat Südost Rügen zum Großen Stubber im Greifswalder Bodden wurde eine große Gruppe von ca. 200 ruhenden Robben gesichtet.

Seit einigen Jahren sind Kegelrobben in kleiner Anzahl wieder regelmäßig und dauerhaft an unserer Küste anzutreffen. Im Februar wurden z. B. bei zwei Ausfahrten am Großen Stubber 15 bzw. 29 Robben gezählt. An dieser Stelle sichteten das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Biossphärenreservat Südostrügen bei Monitoringausfahrten im Jahr 2017 im Mittel nur sechs Robben.

Die aktuell hohe Zahl begründet Michael Dähne, Kurator für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum, so:
„Die hier ansässigen Kegelrobben haben zurzeit Besuch von ihren skandinavischen Artgenossen, die regelmäßig weite Wanderungen unternehmen. Wahrscheinlich finden sie bei uns ausreichend Nahrung, da der Hering derzeit in sein Laichgebiet zieht. So wimmelt der Strelasund vor Booten und an der Wasserkante stehen die Angler dicht an dicht.“ Die Sichtung wurde begünstigt durch das sonnige Wetter und Niedrigwasser, weshalb die Robben den Stubber zum Ruhen auf ihrer Wanderung nutzten.

Dr. Harald Benke, Direktor des Deutschen Meeresmuseums, ergänzt: „Die Zahl der Robben an unserer Küste wird wahrscheinlich schon bald wieder drastisch sinken, denn im Mai und Juni sind die Tiere im Fellwechsel und dafür benötigen sie ruhige, geschützte Strände an denen sie mehrere Wochen trocken liegen können. Diese finden sie jedoch nicht in Vorpommern, sondern in Dänemark und Schweden.“

Um Konflikte mit der Fischerei und Störungen durch den Tourismus zukünftig zu vermeiden, ist in Mecklenburg-Vorpommern ein allgemeiner Plan für den Umgang mit Kegelrobben dringend erforderlich. Eine Initiative des WWF zur Etablierung eines Managementplanes wird aber derzeit nicht durch das Land Mecklenburg-Vorpommern unterstützt. Gemeinsame Stimmen aus Fischerei, Naturschutzverbänden, Wissenschaft und Behörden bekräftigen, dass umgehend ein natur- und fischereiverträglicher Umgang mit den Tieren beschrieben werden muss, in dem auch die Frage der möglichen Entschädigung für Fischer bei nachgewiesenen Schäden an Fang und Gerät durch Kegelrobben gelöst werden sollte. Diese Dringlichkeit wird durch die jetzigen Zählungen und  die erstmaligen Geburten von Kegelrobben an unserer Küste in diesem Jahr mehr als deutlich untermauert.

Sichtungen von Kegelrobben oder anderen marinen Säugetieren an unseren Küsten sollen unter www.schweinswalsichtung.de oder die App ‚OstSeeTiere‘ gemeldet werden. Totfunde können jederzeit unter der Rufnummer 03831 2650 3333 gemeldet werden. Informationen über den richtigen Umgang mit Robben am Strand befinden sich auf der Webseite des Deutschen Meeresmuseums unter www.deutsches-meeresmuseum.de/wissenschaft/aktuelles/verhaltensregeln-robben/.